Walter Fischer, Maler und Grafiker, (1911-1982)


Walter Fischer wurde am 03.04.1911 in Weißbach (Sachsen), Kreis Zschopau, als 2. Kind des Klempners Max Bruno Fischer und seiner Frau Barbara Theresia geboren. Weißbach liegt nur wenige Kilometer südöstlich von Chemnitz. Von 1914 an lebte die Familie in Chemnitz. Ab 1917 besuchte Walter Fischer 8 Jahre die Volksschule in Chemnitz und fiel (nach eigener Aussage) bereits hier durch seine Neigung auf alle ihn umgebenden Dinge zu zeichnen.
1925 begann er auf eigenen Wunsch eine Lehre als Lithograf in der Grafischen Kunstanstalt Theo Wimmer in Chemnitz.
Die Lithografie ist ein Steindruckverfahren. Der Beruf des Lithografen existiert heute nicht mehr. Die Aufgabe eines Lithografen war es, eine der Druckvorlage möglichst genau entsprechende Reproduktion auf den Lithografiestein zu übertragen. Ein Lithograf musste die zu druckenden Texte und Bilder auf einem Lithografiestein manuell und seitenverkehrt anfertigen. Ein Lithograf musste zeichnen können und eine gute Farbwahrnehmung haben.

als Lehrling bei Theo Wimmer
W. Fischer (Mitte) als Lehrling

Während seiner 4 Lehrjahre besuchte er nebenbei Abendkurse für Akt- und Portraitzeichnen.
Von einer seiner Prüfungsarbeiten, dem Portrait eines "Alten Juden" existiert heute noch eine Kopie. Die Arbeit wird auf der Rückseite als Asphaltschabetechnik bezeichnet.
Nach Abschluss seiner Lehre wurde er aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnisse und des Niedergangs des Gewerbes des Steindruckes arbeitslos. Während der Arbeitslosenzeit konnte er zeitweise als freier Mitarbeiter Gebrauchsgrafiken anfertigen und war mehrere Monate in Jugoslawien als Lithograf tätig. Nach eigener Aussage hat er in den 10 Jahren seiner Arbeitslosigkeit außerdem geschustert, Haare geschnitten, als Skilehrer gearbeitet und war nebenbei ständig mit Zeichnen und Skizzieren beschäftigt.
Privat hatte er als Literaturobmann die Lehrlinge der Berufsschule Chemnitz betreut, war aktiv in der Wanderbewegung und wurde Mitglied des Touristenvereins der Naturfreunde. 1929 begann er sich politischen zu engagieren und wurde Mitglied der SPD.

Prüfungsarbeit als Lithograf

Portrait "Alter Jude"
Prüfungsarbeit als Lithograf

 

Als Mitglied in illegalen Zirkeln half er mit, von den Nazis verfolgte Personen, über die damals noch "grüne Grenze" in die CSR zu schleusen.
Von seinen künstlerischen Arbeiten sind aus dieser Zeitr einige Handzeichnungen und einige postkartengroße Motive erhalten.
1939 mit Beginn des Krieges wurde Walter Fischer zur Wehrmacht eingezogen und aufgrund seiner Ausbildung bei einer Divisionskartenstelle als Kartograph eingesetzt.
Meist weit hinter der eigentlichen Front, war es Aufgabe dieser Kartenstellen die Gliederungen und Stellungen der kämpfenden Truppen in den Karten zu aktualisieren und zu vervielfältigen.
Einzelne Stationen wurden zunächst Holland, Belgien und Frankreich. In Frankreich kam es zur Konfrontationen mit dem Naziregime. Wegen Verweigerung des Nazigrußes im Beisein französischer Zivilisten wurde er am Standort St. Malo für 14 Tage inhaftiert. Es existiert eine Bleistiftzeichnung vom Blick aus dem Zellenfenster.

Cartoon ca. 1929

Gebrauchsgrafik ca.1929

 

Nach der Entlassung wurde er erneut vor ein Kriegsgericht geladen und sollte wegen mehrerer Vorkommnisse verurteilt werden. Ihm wurde u.a. vorgeworfen zu freundlich mit der feindlichen Zivilbevölkerung um zu gehen. Er hatte französische Zivilisten gemalt. Glücklicherweise hatte er sich durch die Malerei und Portraitarbeiten auch in Offizierskreisen seiner Einheit einige Sympathien erworben, so dass die Strafe in eine Zwangsversetzung an die Ostfront "abgemildert" wurde.
Im Jahre 1942 entging er in der Sowjetunion einer weiteren Anklage. Er hatte die Beförderung zum Unteroffizier abgelehnt. Kurz vor einer erneuten Verhaftung wurde der zuständige Stab von der sowjetischen Armee eliminiert und daraufhin die Kartenstelle aufgelöst. Mit einem Sanitätstransport wurde er Richtung Smolensk in Marsch gesetzt und später aufgrund von Erfrierungen nach Deutschland zurückgebracht. Es gibt eine Reihe von gut erhaltenen Bleistiftzeichnungen aus dieser Zeit. Meist sind Landschaften und Menschen bei der Arbeit dargestellt.


Bernovo

Bernovo ca. 1942

 

Nach seiner Genesung wurde Walter Fischer einer Karten-Batterie der Heeresgruppe Süd zugeteilt, die in Torri del Benaco (Italien) am Lago di Garda stationiert wurde. Die Landschaft am Gardasee inspirierte ihn zu zahlreichen Arbeiten, die zum Teil noch erhalten sind. Es entstanden Bleistiftzeichnungen, Pastelle und Tuschezeichnungen. Es gibt eine Fotografie aus dieser Zeit, die ihn beim Portraitieren eines Einheimischen zeigt. Nach einiger Zeit hatte er hier die gleichen Probleme wie in Frankreich. Wegen unerlaubter Beziehungen zur italienischen Bevölkerung, die ja nach dem Sturz Mussolinis als Feind behandelt wurde, geriet er wieder in Verdacht und sollte zu Strafarrest in Verona verurteilt werden. Mittlerweile hatte er leidlich Italienisch gelernt und bereits Kontakt zum Komitee für nationale Befreiung C.L.N. aufgenommen, diesem auch bereits Kartenmaterial und Informationen geliefert.
Im Mai 1944 desertierte er und nahm bis zur Kapitulation der deutschen Truppen aktiv am Partisanenkampf in Norditalien teil. Zeichnungen, die diese Zeit illustrieren, sind ausnahmslos erst in späteren Jahren aus der Erinnerung entstanden. Einige dieser Arbeiten befinden sich in den Museen in Chemnitz, andere in privatem Besitz.

Portraitieren in Torri del Benaco

W. Fischer beim Portraitieren
in Torri del Benaco

 

Die Kapitulation des deutschen Heeres in Italien am 29. April 1945 erlebte Walter Fischer in der Nähe des kleinen Ortes Rolo in der Region Emilia-Romagna. Der Ort liegt ca. 40 km nördlich von Modena an der heutigen E 45 (A 22). Hier war er bereits zum Zeitpunkt seiner Desertation erstmalig aufgenommen worden. Es war sein Plan in Italien zu bleiben und zu versuchen als selbständiger Künstler zu leben. Dazu war es allerdings notwendig eine Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung ein sog. Certificate zu besitzen. Die Unterstützung des ANPI (Associazione Nazionale dei Partigiani d'Italia) ermöglichte ihm einen privaten Vorbereitungskurs mit sprach- und kunsthistorischer Ausbildung zu absolvieren, der als Voraussetzung für die Aufnahme in eine Kunsthochschule anerkannt wurde.
Anfang 1946 begann er das Studium an der Kunsthochschule "Adolfo Venturi" in Modena und erhielt mit Abschluss des Semesters das Diplom für Malerei und Plastik. Während dieser Zeit lebte er in Modena, Rolo und Fabbrico. Zahlreiche Arbeiten, besonders Portraits von Angehörigen der Familien, bei denen er lebte, sind noch heute erhalten, obwohl viele Bilder damals auf Maluntergründen entstanden, die vorher als Verpackungspapier oder zur Herstellung von Säcken gedient haben.

Portait Tosca

Portrait Tosca 1945
(Öl auf Leinwand)

 

Durch seine Portraitarbeiten von Familienmitgliedern in dem kleinen Ort Rolo erwarb er sich dort einen hohen Grad von Anerkennung, der noch heute, drei Generationen später spürbar ist. In den Jahren 1989 und 2005 wurden seine Arbeiten und sein Leben in Personalausstellungen in Rolo gewürdigt (siehe Nachtrag).
Das Dokument (rechts) ist eine Fotokopie der vom ANPI ausgestellten Bescheinigung für die Mitwirkung am Partisanenkampf. 1946 waren solche Dokumente nicht nur in Italien überlebenswichtig. Viele aus Kriegsgefangenschaft heimkehrende Italiener hatten verständlicherweise einen Hass auf alle Deutschen im Land. Das sollte auch Walter Fischer zu spüren bekommen. Nach eigener Aussage warnten ihn seine damaligen Genossen und rieten dazu das Land, zumindest vorübergehend, zu verlassen.
Im Herbst 1946 ging er daraufhin zu Fuß über die Alpen zurück nach Deutschland. In Deutschland angekommen stellte er entsetzt fest in welchem Zustand sich das Land inzwischen befand.

ANPI Dokument

ANPI Dokument

 

In Briefen an seinen ehemaligen Partisanenkommandeur Agostino beschreibt er in drastischen Worten die Lebensbedingungen in Deutschland und seinen festen Willen, so bald wie möglich nach Italien zurückzukehren:
"Ich wollte sofort zurückkehren, nachdem ich die Katastrophe und die Zerstörung gesehen hatte. Inzwischen ist es Winter geworden, und ich muss mich bis zum nächsten Frühjahr in Geduld üben. Du weißt, ich bin entschlossen, nach Italien zurückzukehren ... [Januar 1947]
"Seitdem ich hier zurück bin, habe ich noch nicht die notwendige Stille und die innere Ruhe gefunden, um mich dem privaten Leben oder der Kunst zu widmen...... Hier werden wir von ihnen (den Kommunisten) unter dem Deckmantel der Demokratie regiert. Wenn eure Kommunisten genauer wüssten, wie es sich lebt von den Russen regiert oder (wie sie sagen) "geschützt" zu werden... Es ist nur die Propaganda geblieben, wie z. Zt. der Nazi; selbst die Leipziger Messe ist nur noch eine Propaganda Messe “das Land vom kleinen Potemkin”. [März 1947]

Der Versuch im Sommer 1947 (mit Frau und Sohn) zurück nach Italien zu gelangen misslingt. Wegen fehlender Papiere und Genehmigungen wird er zurückgeschickt in die SBZ nach Chemnitz.
"Ich habe mich lange Zeit durch Bayern bis zu den Alpen geschlagen, aber weiter ging es nicht. Vielleicht eines Tages...[Oktober 1947]


Wartesaal 1948 Bleistiftzeichnung

Wartesaal 1948
Bleistiftzeichnung

Etwa ab Ende der 40er Jahre beginnt Walter Fischer sich mit dem System der DDR zu arrangieren. Ehemalige Freunde und SPD-Genossen aus den 30er Jahren, die mittlerweile SED Mitglieder sind, helfen ihm im Kulturbetrieb der DDR Fuß zu fassen. Er ist dankbar, dass er wieder künstlerisch arbeiten kann und eine gewisse Anerkennung erfährt. Als Autodidakt mit nur zwei Semester Kunsthochschule war es nicht einfach sich neben den etablierten Künstlern zu behaupten. Er wird Mitglied des Kulturbundes, Mitglied der SED und ist zeitweilig als künstlerischer Leiter der DEWAG (Deutsche Werbe- und Anzeigengesellschaft) Dresden und Karl-Marx-Stadt tätig. In seiner dresdener Zeit machte er die Bekanntschaft von Lea Grundig, Gerhard Richter, Eva Schulze-Knabe und Rudolf Bergander.
Die DEWAG war eine staatliche Agentur der DDR, die für Werbung sowie öffentliche Informationstafeln und -plakate verschiedener Art zuständig und in jeder Bezirksstadt mit einer Niederlassung vertreten war. Sie wurde 1990 aufgelöst. Rechtlich war die DEWAG ein Parteibetrieb und gehörte zum Vermögen der SED.
Für diese Zeit charakteristische Arbeiten von ihm sind: "Kleine Zuschauer, Tanzabend, Polytechnischer Unterricht, Im Theater". Ab 1956 ist er freischaffend und nebenbei 10 Jahre lang Vorsitzender des Verbandes Bildender Künstler in Karl-Marx-Stadt.

1959 Polytechnischer Unterricht

Polytechnischer Unterricht 1959

Seit den 50er Jahren beteiligt er sich regelmäßig an Kunstausstellungen. In den Jahren der sogenannten sozialistischen Umgestaltung des kulturellen Lebens lässt sich W. Fischer mehr und mehr auf die von SED und Staat vorgegeben Doktrin und Direktiven ein. Er arbeitet für gesellschaftliche Auftraggeber und beteiligt sich aktiv an den Bestrebungen in der DDR eine eigenständige "sozialistische Nationalkultur" zu etablieren. Wegen seiner Vergangenheit als Kämpfer gegen den Faschismus wird er entsprechend gewürdigt, als Verbandsvorsitzender folgt er den Ideen der sog. Bitterfelder Konferenzen.
..den Werktätigen sollte ein aktiver Zugang zu Kunst und Kultur ermöglicht werden kann. Die „vorhandene Trennung von Kunst und Leben“ und die „Entfremdung zwischen Künstler und Volk“ sollte überwunden, die Arbeiterklasse am Aufbau des Sozialismus umfassender beteiligt werden. Dazu sollten u. a. Künstler und Schriftsteller in den Fabriken arbeiten und Arbeiter bei deren eigener künstlerischer Tätigkeit unterstützen....[Erste Bitterfelder Konferenz 1959]
Fischer versuchte sich jetzt in vielen Gattungen und Genres der bildenden Kunst, der Malerei, den Handzeichnungen, der Wandmalerei, Enkaustik und auch Plastik. Neid und Missgunst einiger "gestandener" Kollegen war damit unvermeidbar. War er doch "nur" Autodidakt mit zwei Semestern Kunststudium an einer kaum bekannten Kunsthochschule. Plastische Arbeiten bleiben deshalb auf den privaten Gebrauch beschränkt. Typisch für diese Zeit sind Arbeiten wie das Gemälde "Grenzposten", in einer früheren Version auch unter dem Titel "Wir schützen unsere Republik" bekannt.

Grenzposten

Grenzposten 1963
(zweite Version)

Es ist auffällig, dass er bis Mitte der 60er Jahre hinein praktisch keine Landschaften oder Stillleben malte. Getreu der Partei- und Regierungslinie gestaltet er vorrangig Menschen, Menschengruppen und deren Interaktion im Arbeits- und gesellschaftlichen Umfeld. Einige Jahre lang leitet er einen Malzirkel im Fritz- Heckert-Werk in Karl-Marx-Stadt.
Ein heute nicht mehr erhaltenes Großprojekt der frühen 60er Jahre war die Gestaltung einer Wand an der Freitreppe zur Freilichtbühne Küchwald. Ähnliche Arbeiten (heute ebenfalls nicht mehr erhalten) entstanden für Kindergärten, Schulen und eine Ambulanz in Karl-Marx-Stadt.
In den 60er Jahren unternahm W. Fischer mehrere Studienreisen unter anderem nach Bulgarien, Usbekistan und eine Schiffsreise nach Oslo, Helsinki, Gdansk. Inspiriert von Ländern und Menschen entstanden neue Arbeiten in denen die ideologiegetriebene Thematik des sozialistischen Menschenbildes nicht mehr vordergründig scheint. Es entstehen Landschaftsstudien und zahlreiche Portraits vor allem in Usbekistan.

Freilichtbühne Küchwald

Freilichtbühne Küchwald 1963
(großes Bild: Foto 2001)

Viele politisch motivierte Arbeiten entstehen im Auftrag öffentlicher Einrichtungen und sind sicher seiner Funktion als Vorsitzender des Künstlerverbandes geschuldet. So wird zur Thematik des Vietnamkrieges in einigen agitatorisch angelegten Bildern klar gegen die USA Stellung bezogen. Mitte der 60er Jahre entstehen auch erstmals Bleistiftzeichnungen, die seine Partisanenzeit reflektieren. Er ist in dieser Zeit oft als Dolmetscher für italienische Delegationen tätig. Meist sind das Abgesandte der Gewerkschaften Italiens, die auf Einladung der DDR Gewerkschaft FDGB die DDR besuchen.
Die Vergangenheit als Partisan weckt Interesse bei dem Chemnitzer Schriftsteller Johannes Arnold und so entsteht im Auftrag des Militärverlages eine Publikation, in der die Zeit seiner Desertation aus der Wehrmacht und die darauf folgenden Monate als italienischer Partisan prosaisch aufgearbeitet werden. Der Text erscheint 1968 als Heft 83 in der sog. Tatsachenreihe des Deutschen Militärverlages unter dem Titel "Capitano Tedesco".
Im Jahre 1967 gibt er mit 56 Jahren den Vorsitz des Verbandes Bildender Künstler ab und ist danach ausschließlich freischaffend tätig.

Capitano Tedesco

Capitano Tedesco
J.Arnold

Im Juni 1971 wird anlässlich seines 60. Geburtstages vom VBK eine Personalausstellung in der Karl-Marx-Stadt Information veranstaltet. In den lokalen Tageszeitungen werden Berichte über die Ausstellung und ein Interview mit Walter Fischer abgedruckt. Parteifunktionäre besuchen die Ausstellung und ihn in seinem Atelier. In dem Interview grenzt er sich und seine Arbeit mit dem Bekenntnis zu seinem eigenen klaren ideologisch gefestigten Standpunkt von den Arbeiten anderer Kollegen ab, die sich in "das Zeichnen von Ornamenten und Blumen flüchten... und jedem ideologischen Streit aus dem Wege gehen". Im Anschluß an diese Ausstellung wird das Bild "Usbekisches Mädchen" den Lesern der Tageszeitung "Freie Presse" zur Diskussion gestellt, die sich in zahlreichen Leserbriefen mit in teils aberwitzige Deutungen und Kommentare dazu äußern.
Neben Auftragsarbeiten (Triptychon "Bauernkrieg") arbeitet Walter Fischer in den 70er Jahren wieder an Portraits, Stillleben und Landschaftsdarstellungen.

Usbekisches Mädchen

Usbekisches Mädchen 1965

1972 wird ihm auf eine private Einladung hin eine Studienreise nach Ägypten genehmigt. In dem zweimonatigen Aufenthalt entstehen eine Vielzahl von Skizzen und Impressionen, die noch bis Anfang der 80er Jahre verarbeitet und in größere Arbeiten umgesetzt werden. Neben zahlreichen Portraits (Beduinenscheich, Junger Fellache, Lesender Nubier, Ägyptische Madonna) entstehen auch viele Landschaftsbilder auf Inlandsreisen nach Alexandria und in die lybische Wüste.
In kleineren Ausstellungen mit dem Titel "Ägypten, Land und Leute" hat er 1974 und 1975 in einigen Orten des Bezirkes Karl-Marx-Stadt Gelegenheit 40 dieser Werke, Öl-, Aquarell-, Pastellmalerei und Zeichnungen zu präsentieren.
Mitte der 70er Jahre entsteht auch ein Zyklus mit Bildern, die erneut die Zeit der Partisanenkämpfe thematisieren.

Ägyptische Amdonna

Ägyptische Madonna 1974

1977 wird in Civago einem kleinen Ort in den italienischen Apeninnen ein Denkmal eingeweiht, das den Partisanen der Reggio Emilia gewidmet ist. Auf Einladung des ANPI waren viele ehemalige Partisanen anwesend. Aus der DDR war Walter Fischer eingeladen worden. Leider war der gesamte organisatorische Ablauf streng reglementiert, so dass sich keine Gelegenheit bot die ehemaligen Freunde im Raum Modena oder Rolo zu besuchen. Dem ANPI überreichte er zwei Pastelle, mit Momentaufnahmen aus der Zeit der Partisanenkämpfe. In der (auch international verlegten) Zeitschrift "DDR-Revue" und in mehreren überregionalen Tageszeitungen wird danach in der DDR ausführliche über dieses Treffen berichtet.
1977 ist W. Fischer 66 Jahre alt und damit seit 6 Jahren Rentner in der DDR. In den folgenden Jahren nutzt er oft die ihm jetzt zustehende Reisefreiheit um Verwandte in der BRD zu besuchen. Ein Besuch in dem Ort Rolo in Italien kommt leider nie zustande, obwohl hier immer noch ein enger Briefkontakt zu seinem ehemaligen Kampfgenossen Agostino besteht.


Partisanentreffen in der Nacht

Partisanentreffen in der Nacht

Künstlerisch ist er jetzt ausschließlich privat tätig. Neben Landschaftsbildern in der Slowakei, die inzwischen eines seiner beliebtesten Ferienziele geworden ist, entstehen wieder Stillleben und Portraitarbeiten. Viele der in Ägypten skizzierten Eindrücke werden großformatig umgesetzt.
1981, anläßlich seines 70. Geburtstages, widmet ihm der VBK erneut eine Personalausstellung, diesmal in der Städtischen Kunstsammlung Karl-Marx-Stadt. Es wird eigens ein Katalog angefertigt, in dem ein Querschnitt seiner bisherigen Arbeiten, biografische Angaben und ein ausführliche Betrachtung seiner bisherigen künstlerischen Laufbahn enthalten sind.
Im Karl-Marx-Städter Almanach, einer Kulturzeitschrift des Bezirkes, erscheint 1981 ebenfalls ein mehrseitiger Artikel mit einer Würdigung seines künstlerischen Schaffens und ein Auszug aus der Dokumentarerzählung "Capitano Tedesco" von J. Arnold.

Ausstellung 1981

Ausstellungskatalog 1981

Während eines Urlaubsaufenthaltes 1981 in der Slowakei wird eine Lungenentzündung festgestellt und nach weiteren Untersuchungen in Karl-Marx-Stadt eine schwere Erkrankung diagnostiziert.

Im September 1981 entstehen nach diesem Urlaubsaufenthalt noch 6 Pastelle "Slowakischen Landschaften". Sein letztes Bild malt er im April 1982. Es ist ein Stillleben mit gelben Narzissen.

Walter Fischer stirbt am 07.06.1982. Er wurde im Städtischen Friedhof von Karl-Marx-Stadt beigesetzt. Eine Gedenktafel im Ehrenhain der Sozialisten aus DDR-Zeiten erinnert an ihn.

Gelbe Blumen 1982

Gelbe Narzissen 1982

   

NACHTRAG:

Anlässlich der Präsentation eines Buches mit historischen Fotografien von Rolo wird am 10.12.1989 in Rolo (Italien) eine Ausstellung mit Bildern von Walter Fischer eröffnet. Die Bilder, Landschaften und Portraits, ausschließlich aus dem Besitz verschiedener Familien in Rolo, wurden gesammelt und einige Wochen lang präsentiert.

Im Jahr 2005 wird im Rahmen der Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag der Befreiung in Rolo erneut eine Ausstellung mit Bildern von W. Fischer organisiert. Von der Gemeindeverwaltung von Rolo wurde dazu ein Flyer herausgegeben, im dem die Person Walter Fischer als Künstler und deutscher Partisan präsentiert wird. Die Organisatoren der Ausstellung nehmen auch Kontakt zu Chemnitzer Kunstsammlungen auf und es gelingt einige Fotokopien von in der DDR entstandenen Bildern mit zu präsentieren.


Flyer der Ausstellung

Im Jahr 2012 erscheint, herausgegeben vom Freundeskreis Schloßbergmuseum Chemnitz e.V. ein Begleitbuch zur ständigen Ausstellung "Bildersaal Chemnitzer Geschichte" im Schloßbergmuseum Chemnitz. In dem Begleitbuch ist das Bild mit dem Titel "Blumen für den Wiederaufbau" als charakteristisches politisches Auftragskunstwerk der 60er Jahre kontrastierend einem Pärchen sich küssender Punks der 80er Jahre gegenübergestellt.
Das Bild "Blumen für den Wiederaufbau" ist in dieser Ausstellung, platziert neben einem typischen Arbeiterspind, zurzeit das einzig öffentlich ausgestellte Werk von Walter Fischer.

Blumen für den Wiederaufbau 1960
(Foto: justexpertise/ Claudia Richter)

 

Kontakt: hertfisch(at)gmx.de